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Alexandra
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Alexandra, bürgerlich Doris Nefedov, geborene Treitz, (* 19. Mai 1942 in Heydekrug, Memelland; † 31. Juli 1969 in Tellingstedt / Holstein) war eine deutsche Sängerin, Gitarristin und Komponistin. ----------------------------------------------------------------- Die Familie Treitz flüchtete gegen Kriegsende vor den Besatzern der Sowjetarmee in den Norden Westdeutschlands. Ihre Kindheit verbrachte Doris in Kiel und Hamburg. Früh brachte sich das künstlerisch wie musikalisch talentierte Mädchen das Gitarrespiel bei und begann, eigene Lieder und Gedichte zu schreiben. Mit 17 Jahren träumte sie zunächst von einer Karriere als Modedesignerin, kurz vor ihrem Abitur brach sie die Schule ab und ging zusammen mit ihrer geschiedenen Mutter nach Hamburg, um die Meisterschule für Mode zu besuchen und erlernte Stoffdesign. In dieser Zeit hielt sie sich mit unterschiedlichsten Gelegenheitsjobs (unter anderem als Sekretärin, Stenotypistin oder Zimmermädchen) über Wasser und konnte sich von ihren Ersparnissen bald ihre erste eigene Gitarre kaufen. Sie wählte für sich den Künstlernamen Alexandra aus – in Anlehnung an ihren Sohn Alexander, liebevoll Sascha genannt – da sie ihren ersten Vornamen „Doris“ als zu bürgerlich einstufte. (Es ging hauptsächlich um den Nachnamen, den man für zu unaussprechlich für die breite Masse hielt). Mit 19 lernte sie in Hamburg den russischen Emigranten Nikolai Nefedov kennen und lieben. Dieser wohnte zur Untermiete bei ihrer Mutter in einer kleinen, einfachen Wohnung im südlich gelegenen Stadtteil Rothenburgsort, einem eher einfachen und seinerzeit schmucklosen Stadtteil mit Bewohnern, die in einfachen und bescheidenen Verhältnissen lebten. Die junge Frau war fasziniert von der scheinbar jovialen väterlichen Art des um dreißig Jahre älteren Mannes, der sich seinerseits eher sexuell zu der blutjungen und bildhübschen Tochter seiner Vermieterin hingezogen fühlte. Gleich nach der Hochzeit mit Nefedov wollte Alexandra mit ihm in die USA auswandern, um von dort aus die Welt zu erobern. Als sie 20 Jahre alt war, brachte sie ihren Sohn Alexander zur Welt. Mit der Mutterrolle zunehmend überfordert, schien der Traum von der großen Karriere als Sängerin und Schauspielerin für die ehrgeizige und energische Frau fast ausgeträumt. Die Ehe scheiterte und Nikolai Nefedov wanderte allein in die USA aus.
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Alexandra versuchte zunächst, ihr Studium zu beenden und arbeitete als Zeichnerin. Währenddessen versorgte ihre Mutter, bei der sie im Hamburger Stadtteil Rothenburgsort wohnte, das Kind. Nach einem Abschluss an der Margot-Höpfner-Schauspielschule in Hamburg erhielt sie zunächst ein Engagement an einem Theater in Neumünster und nahm Gesangsunterricht. Kurzzeitig sang sie 1965 bei den City Preachers. Bald darauf wurde der talentsuchende Schallplattenproduzent Fred Weyrich auf die tiefe Stimme der Sängerin aufmerksam und sah eine Marktlücke, in der er Alexandra positionieren konnte. Unter dem Management von Hans R. Beierlein wurde Alexandra kontinuierlich zum Star aufgebaut; mit ihren melancholischen Liedern und ihrem Aussehen passte die aufstrebende Künstlerin ganz in ein Format, das bisher noch nicht von der deutschen Schlagerindustrie vermarktet wurde: Russland. Unter Hazy Osterwald folgten die ersten Tourneen quer durch Deutschland und auch in Alexandras mutmaßlich so geliebtes Russland.
Mit 25 Jahren kam endlich der Durchbruch für Alexandra: Sie konnte ihre ersten beiden Erfolge „Zigeunerjunge” (komponiert von Hans Blum, auch bekannt als „Henry Valentino“) und „Sehnsucht” (Rudi Bauer / Fred Weyrich) in den Charts verbuchen. Doch die perfekt auf ihr Image maßgeschneiderten Lieder stellten die Sängerin und Komponistin Alexandra nicht zufrieden; sie wollte mehr als nur slawisch-folkloristisch angehauchte Schlager. Ihr Produzent sagte später einmal: „Sie hat das Lied Sehnsucht gehasst und es nur ein einziges Mal unter Tränen bei der Plattenaufnahme gesungen.”
Schnell wurde das Ausland auf das junge, ungewöhnliche Talent mit der rauchig-traurigen Stimme aufmerksam. Die vielsprachig begabte Alexandra fand schnell Kontakt zu französischsprachigen Chansonniers wie Salvatore Adamo, Gilbert Bécaud und Yves Montand und reiste weiter nach Brasilien, um mit dem Musiker und Sänger Antônio Carlos Jobim (u.a. The Girl from Ipanema) zusammenzuarbeiten. Hier fand sie vermutlich zu ihrer stärksten musikalischen Aussagekraft. Der Fotograf, Kameramann und Regisseur Truck Branss verfilmte die Reisen für die ARD-Show „Alexandra: Ein Portrait in Musik” (1969) und förderte das aufstrebende junge Talent.
Zurück in Deutschland entstand eine enge Freundschaft und Zusammenarbeit mit Udo Jürgens. 1969 verließ Alexandra Hamburg und zog nach München-Nymphenburg. Bereits zu diesem Zeitpunkt schien sie, auch bedingt durch ihre ununterbrochenen Tourneen und Auftritte, unter persönlichen Problemen zu leiden. Überdies soll ihre eigene Familie einen erheblichen Druck auf die nervlich angegriffene Sängerin ausgeübt haben. Mitarbeiter aus ihrem näheren Umfeld berichteten, dass sie zunehmend mürrisch und unduldsam wurde.
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Unfall
Im Sommer 1969 entschied sich die physisch wie psychisch angegriffene Alexandra für eine Auszeit. Sie wollte - gemeinsam mit ihrem Sohn und ihrer Mutter - eine Urlaubsreise in ihrem ersten eigenen Wagen, einem gebraucht erworbenen, wohl mit technischen Mängeln behafteten, weißen Mercedes Coupé 220 SE (Kfz-Kennzeichen: M - AN 835) nach Sylt machen. Vermerkt ist, dass die Künstlerin sich nicht mit der Technik des Automobils vertraut gemacht hatte (es wurden zahlreiche Zettel mit Einstellungen der Bedienelemente des Fahrzeugs gefunden). In der Ortschaft Heiligenstedten bei Itzehoe (Kreis Steinburg) steuerte sie eine Tankstelle an und klagte über technische Schwierigkeiten. Am Donnerstag, dem 31. Juli 1969, überfuhr sie auf der Bundesstraße 203 eine schwer einsehbare Kreuzung des Ortes Tellingstedt (unter Einheimischen auch als „Todeskreuzung” bekannt) und kollidierte mit einem von rechts kommenden, mit Steinen beladenen Lastwagen aus Eckernförde. Doris „Alexandra” Nefedov verstarb noch am Unfallort, ihre Mutter Wasselewska „Wally” Treitz verstarb wenig später im Krankenhaus in Heide. Ihr sechsjähriger Sohn Alexander „Sascha” überlebte leicht verletzt. Mutmaßlich schien die Sängerin ein HALT-Schild übersehen zu haben, wobei auch Selbstmord- und Sabotagetheorien kursieren. Überdies verschwanden Dokumente aus den polizeilichen Berichten (siehe auch Anmerkungen).
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Die genauen Umstände des tragischen Unfalles wurden bis heute nicht geklärt. Alexandras Cousinen schließen indes die Selbstmordtheorie aus. Der damals zum Unfallort gerufene Tellingstedter Polizeibeamte Jörg Wieckhorst bestätigt, dass es an dieser Stelle damals mehrfach tödliche Unfälle gegeben hatte. Außerdem ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass sie ausgerechnet mit dem eigenen Kind und ihrer Mutter im Auto einen Suizid verüben wollte. Doris Nefedov wurde unter ihrem Künstlernamen „Alexandra“ auf dem Westfriedhof in München beigesetzt (Grab Nr. 101-A-81). Der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg beschloss am 18. Dezember 2006, einen Weg im Stadtteil Rothenburgsort nach ihr mit „Alexandra-Stieg” zu benennen.
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